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Wohnungsbau: Nach Schritt eins aus Berlin muss Schritt zwei aus Stuttgart folgen

Foto: Völpel/FVSHKBW

„Nicht nur das Bauhandwerk, sondern das gesamte Handwerk macht sich Sorgen um die Probleme im Wohnungsbau. Rückgänge bei Investitionen und im Konsum kommen irgendwann auch auf weiteren Stufen der Wertschöpfungskette und in allen Sektoren der Volkswirtschaft an“, sagt Rainer Reichhold, Präsident des baden-württembergischen Handwerkstags Handwerk BW. „Der Bau ist die Lokomotive unserer Konjunktur. Wenn vorne Bremsklötze im Weg liegen, stockt der ganze Zug bis zum letzten Waggon. Wir glauben zwar, dass die Landesregierung diese Erkenntnis teilt, wir befürchten nur, dass sie aus der Erkenntnis keine Handlungen ableitet“, so Reichhold weiter.

Nachdem der Bund das Wachstumschancengesetz verabschiedet hat, das zusätzliche steuerliche Abschreibungen bei Bauprojekten ermöglicht, sei das Land in der Pflicht, weitere Impulse zu setzen, betont auch der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg und unterstützt damit die Forderungen von Handwerk BW. „Eine zeitweise Herabsetzung der Grunderwerbsteuer und eine Erhöhung der sozialen Wohnraumförderung sind jetzt geboten“, sagt Reichhold. „In beiden Punkten kann sich Baden-Württemberg an Bayern ein Beispiel nehmen, so sehr dieser Vergleich die Verantwortlichen hier auch schmerzt. 3,5 Prozent Grunderwerbsteuer in Bayern statt fünf Prozent hier. 600 Millionen Euro Wohnraumförderung in Bayern statt 168 Millionen hier – das sind die Fakten.“ Bau- und Finanzministerium sollten hier zu einer Lösung in Sinne des Landes ohne Parteitaktiken finden. Auch könnten sie sich an NRW und Hessen orientieren, wo es eigene Förderprogramme für den Erwerb von Wohneigentum gebe.

Es sei im Interesse nicht nur des gesamten Handwerks bis hin zu Bäckern und Friseuren, sondern auch anderer Wirtschaftszweige und der wohnungssuchenden Bevölkerung, dass der Bau aus der Krise kommt. Seit Dezember 2022 sind die Wohnungsbaugenehmigungen kontinuierlich rückläufig. Zuletzt gingen sie im Januar dieses Jahres um fast 50 Prozent zurück. Gleichzeitig sanken die Auftragseingänge um mehr als ein Drittel. In der Folge droht sich die Wohnungsnot in größeren Städten und Ballungsräumen weiter zu verschärfen. Gleichzeitig leiden die im Wohnungsbau tätigen Unternehmen unter Auftragsmangel.